1938 - 2003

1938 - 2003


Geschichte 1938-2003

Ein Verein mit einer traditionsreichen Geschichte

Der Bürger-Schützenverein Werne kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Hier auf dieser Seite hat man die Wahl zwischen der Geschichte der Werner Schützengesellschaften und ihren Satzungen in einer Ausarbeitung von Herrn Dr. Eckelt, die sich mit der älteren Geschichte ab 1653 und einer Satzung aus dem Jahr 1903 befasst. Die andere Auswahlmöglichkeit ist eine Chronik des Bürger-Schützenvereins Werne ab 1938, die sich im wesentlichen aber mit der Vereinsgeschichte und Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1951 auseinandersetzt. Diese Chronik liegt hier in einer Fassung von Franz Vorspohl von 1978 vor und wurde zuletzt vom amtierenden, zweiten Vorsitzenden Franz-Josef Haselhoff weitergeführt und ergänzt.

Chronik des Bürger Schützenvereins Werne e.V. von 1653 für die Zeit von 1938 bis 2003 
 
In den Zelt- und Festräumen des Bürgerhauses Rudolf Möllenbrink und in den Anlagen des Vinzenzstifies, die als Festwiese hergerichtet wurden, feierte der Bürger-Schützenverein von 
Sonntag, dem 10. Juli bis Dienstag, dem 12. Juli 1938, sein letztes Schützenfest vor dem 2. Weltkrieg. Unter Carl Braukhoff als Oberst - er war gleichzeitig Vereinsführer - und unter Major Ferdinand Feldmann waren auf dem Festplatz vertreten die Kompanien Oberland mit Hauptmann Fritz Grote, Unterland mit Hauptmann Aloys Neuhaus, Feldmärker mit Hauptmann H. Goldmann, Evenkamp mit Hauptınann Rudolf Werkmeister und die Ehrenkompanie mit Hauptmann Heinrich Hoff. Beim Fest musizierten 65 Musiker, für die mitmarschierenden Kinder am Dienstag eine besonders ııniformierte Kinder-Militär-Kapelle. Den Königsschuss am Montag tat Frilz 
Schäfer, zur Königin erkor er Josefa Kroes. Die Prämie für den Königsschuss betrug damals 300 Reichsıııark. - An allen drei Festtagen war vom Vorstand ein umfangreiches Programm ausgearbeitet worden. Wie könnte es unter Carl Braukhoff anders sein: Der Ochse am Spieß fehlte natürlich nicht. 
 
Nach Beendigung des 2. Weltkrieges, wo jedermann ausreichend mit sich selbst zu tun hatte, herrschte beim Bürger-Schützenverein absolute Ruhe im Vereinsleben, wenn man davon absieht, dass hier und dort doch schon in kleinem Kreise über das Wiederaufleben der Vereinstätigkeit gesprochen wurde. Der alte Schützengeist war nicht eingeschlafen. Und so rief das Bewusstsein traditioneller Pflege von 
Gemeinschaft und Brauchtum nach und nach die Aktiven auf den Plan. Der Schützenverein sollte wieder ins Leben gerufen werden. Auf einer „Versammlung alter Schützenbrüder", wie es in einem Zeitungsartikel von April 1951 heißt, wurde der Vorstand gewählt mit Bürgermeister Wenning an der Spitze; er ging sofort an die Arbeit. Mit einem Aufruf wandte er sich an alle Kreise der Stadt: 
"Werner Schützen, bewahrt die alte Tradition, die schon Hunderte Jahre in den Werner Schützengilden gepflegt wurde! Steht nicht abseits! Kommt am Samstag (26.5.1951) zur Versammlung ins Hotel Burghof!" – Es kam in dieser Versammlung u.a. zu dem Beschluss, ein Schützenfest zu feiern, und zwar von Sonntag, dem 19. August bis Dienstag, dem 21. August 1951. 
 
Carl Braukhoff wählten die Schützen zum Oberst und damit zum Organisator des Festes, zu dessen Gelingen er sich „mit voller Fülle seiner Person" einzusetzen versprach. In einem plattdeutschen Gedicht, das der Festschrift von 1951 beigegeben war, begrüßte der Oberst seine Schützen. Es begann: 
„Horrido mott laut erschallen, Schützen lot`t de Proppen kna|Ien..."Das Bürgerschützenfest 1951 wurde in der Kraftfahrzeughalle der Firma Moormann gefeiert, das Vogelschießen fand auf der Wiese an der Jahnturnhalle statt. Den Königsschuss tat am Festmontag Franz Reuter, zur Königin wählte er Sofia Steinweg. Schlagworte von den Festtagen und aus der Festschrift sollen den Ablauf in Erinnerung bringen: Festlich geschmückte Schützenhalle an der Horster Straße - 65 Mann Musik im 
Schwalbennest hoch im Rathaus – am Dienstag großes Biwak auf dem Marktplatz - Ochse am Spieß - an allen drei Tagen „der Große Zapfenstreich" in der verdunkelten Festhalle. 
 
Erst vier Jahre später, am letzten Juli-bzw. ersten Augusttag des Jahres 1955, wurde wieder ein Schützenfest gefeiert. Damals gab es noch nicht den Zweijahres-Rhythmus. Ein Fest zu fei- 
ern wurde auf Vorschlag des Vorstandes beschlossen, so auch das von 1958. Festlokal 1955 und 1958 war das Kolpinghaus mit angebautem Zelt. Das Vogelschießen fand auf der Wiese an der Jahnturnhalle statt. Erstmals 1960 wurde das Schützenfest in einem Zelt auf dem Hagen gefeiert, wo es auch heute noch stattfindet. Auch das Vogelschießen fand und findet dort statt. Die weiteren Feste, also ab 1960 fanden alle 2 Jahre statt. Nur im Jah-re 1992 verlegte man es zur Vermeidung von Terminkollisionen mit wechselnden Ferien- und Veranstaltungsterminen, spoıtlichen Großereignissen 
wie Fußball-Weltmeisterschaft, Olympiade und dergleichen auf das folgende Jahr 1993. Die Festlegung der Termine, so etwa zwischen Mai und September eines Jahres, erfolgte rechtzeitig in einer Vorstandssitzung oder in der Generalversammlung. 

Nach dieser kurzen Allgemein-Übersicht ab 1955 soll im weiteren über die Ereignisse und Begebenheiten bei den einzelnen Schützenfesten und über Entschließungen und Beschlüsse in den Generalversammlungen berichtet werden, die das ganze Spektrum des Geschehnisablaufes eines 
Vereins darstellen und damit gleichzeitig seine Entwicklung und Wandlung aufzeigen. 
Den Majestäten des Bürger-Schützenvereins sind besondere Blätter dieser Festschrift gewidmet. 
Die neue Fahne der Kompanie Unterland wurde am Festsonntag 1955 geweiht. Am Festmontag erhielt Oberst Carl Braukhoff seine Ernennung zum Ehrenoberst. Nur fünf Jahre hat er diese Ehrung überlebt. Am 26. Februar 1961 gedachte die Generalversammlung seiner und würdigte noch einmal seine Verdienste. 
 
Im März 1956 wurde die von Rechtsanwalt und Schützenbruder Fels entworfene neue Satzung des Vereins angenommen. Gleichzeitig erfolgte der Beschluss über die Eintragung ins Vereinsregister mit dem Namen „Bürger-Schützenverein e.V. zu Werne". Die Jäger stellten im Februar 1957 den 
Antrag, neben den Kompanien Oberland und Unterland als selbständige Kompanie mit einer Stärke nicht über 30 Mann anerkannt zu werden. Im März 1957 wurde dieser Antrag genehmigt. 
 
Am 3. Oktober 1957 wurde der Bürger-Schützenverein in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Werne eingetragen. 
 
Die neue Fahne der Kompanie Oberland erhielt am Festsonntag 1958 ihre Weihe. 
 
In einem Presseartikel zum Schützenfest 1958 heißt es: Dass selbst bei Schützenfesten größere Ereignisse noch wichtiger sein können, geht aus der Festschrift hervor, nach der die Mittagspause am Sonntag bis 17 Uhr verlängert wurde, wegen des Endspiels um die Fußball-Weltmeisterschaft. 
 
Im Oktober 1958 verstarb der lang-jährige 1. Vorsitzende Theodor Wenning. In der Generalversammlung bei Schotte am 15.3.1959 wurde Franzjosef Grube zum neuen Vorsitzenden gewählt. Franz Reuter blieb 2.Vorsitzender. 
 
Die Anschaffung einheitlicher grüner Schützenhüte wurde im Februar 1960 beschlossen. 
 
Am Festsonntag 1960 wurde die Standarte der Jägerkompanie geweiht. 
 
In der Generalversammlung am 10.3.1962 teilte der 1. Vorsitzende mit, dass in der Haftanstalt Werl grüne Schützenröcke, deren Anschaffung er empfahl, zum Preise von 30 DM zu haben seien. Es fand in jenen Jahren ein reger „Jacken-Tourismus" zur Kleiderkammer der heutigen Justiz-Vollzugs- 
anstalt in Werl statt. Gar mancher Schützenbruder wurde bei der Anprobe der ausrangierten Polizei-Uniformjacken von veruıteilten Mördern und Dieben fachmännisch bedient. Das Schützenfest des Jahres 1962 in der Zeit vom 2. bis 3. September ist „sinnvoll in die feierlichen Begebenheiten des 600-jährigen Stadtjubiläums einbezogen“, wie es im Vorwort der damaligen Festschrift heißt. Nicht weniger als 16 Schützenvereine aus Werne und der näheren Umgebung mit 10 Musikkapellen nahmen 
an dem großen Umzug am Festsonntag teil. Der 1. Vorsitzende des Bürger-Schützenvereins und gleichzeitige amtierende Bürgermeister der Stadt Werne errang die Königswürde. - Wie die Presse berichtete, hat ein Schütze auf einer Bank in den Grünanlagen seine Nachtruhe gefunden; eine Begebenheit, die sich Jahre später wiederholte, allen Dementis des damaligen Obersten Konrad Bülhoff und seines Oberstleutnants Tons Quante zum Trotz. 
 
Am 7. März 1964 wählten die Schützen den Kompaniechef der Oberländer der, Josef „Töppken" Angelkort zum Oberst, Organisationsleiter Josef Marckhoff zum Major und Dr. Theo Fölger übernahm erneut die Oberland-Kompanie. 
 
Beim Schützenfest 1964, am 5. Und 6. Juli, wurde die Feststimmung am Montag durch die an diesem Tage sattfindende Beisetzung des Schützenbruders Fred Westermann getrübt. 
 
Im März 1965 wurde Franz Reuter zum Ehrenvorsitzenden und der damalige 
Stadtkämmerer Ewald Kujanek zum 2.Vorsitzenden gewählt. 
Am Schützenfest 1966 (17. und 18.August) nahm eine Abordnung aus der Partnerstadt Bailleul am Festzug teil. Viel Lachen unter Schützen und Zuschauern gab es, als zwei Schützen „verhaftet“ und mit einem Riesenbackwerk und einem Eimerchen Wacholder ins „Verlies" im Alten Rathaus gebracht wurden. - Wegen starken Regens konnte kein Festumzug stattfinden, der aber bei der Nachfeier am 25. September 1966 nachgeholt wurde. Während der Nachfeier erhielt die neue Böllerkanone den 
Namen „Josefa", eine Hommage an die damalige Standquartier-Wirtin „Sefa" Möllenbrink. 
 
Zum Schützenfest 1968 (7. und 8. Juli) stellten die Kanoniere ihren Mannschaftswagen vor. Im Festzug marschierte auch wieder eine Schützen-gruppe aus Bailleul mit. 
 
Bester Schütze des Bataillons wurde 1968 Günter Brune vom Oberland, Auch 1970 errang er diese Würde aufgrund seiner hervorragenden Schießergebnisse. Christian Hadamek, ebenfalls aus der Kompanie Oberland, löste ihn 1972 ab. Die Kompanie Unterland stellte mit Helmut Aschwer in 
den Jahren 1974 und 1976 den besten Bataillons-Schützen. 
 
Am 8. März 1969 wählten die Bürgerschützen für den erkrankten Ewald Kujanek Friedel Peterwerth zum 2.Vorsitzenden. 
 
Eine der Attraktionen des Schützenfestes 1970, am 5. und 6. Juli, war die Mitwirkung der in bunten Trachten erschienenen Musikvereinigung „Harmonie“ aus Boskoop in Holland. 20 leckere Meisjes und 60 Musiker sorgten für einen Ohren- und Augenschmaus. - Im Festzug am Sonntag marschierte auch Schützenkaiser Wilhelm „Willi“ Renfordt, beschäftigt bei der heimischen Firma Spermann, vom 
Heimat-Schützenverein Letmathe-Östrich mit Kaiserin, Schützenabordnung und Spielmannszug. 
 
Im März 1971 wurde Heinrich Tönies als Nachfolger des Schützenkönigs Josef Steinkuhl zum Hauptmann des Unterlandes gewählt. 
 
Bei Generalversammlungen und sonstigen größeren Veranstaltungen soll künftig die Schützenuniform getragen werden, so ein Beschluss des obersten Vereinsorgans. 
 
Am 18. März 1972 beschloss die Generalversammlung, das jeweilige neue Königspaar auf dem Marktplatz zu empfangen. Dieser Beschluss wird bis heute umgesetzt. 
 
Beim Schützenfest am 2. und 3. Juli 1972 wirkte wiederum die Musikvereinigung „Harmonie“ aus Holland mit. - Schützenbruder Friedel Peterwerth hatte sie auf eigene Rechnung verpflichtet. Die Kompanie Unterland mit Helmut Aschwer, Gerd Neuwald und Walter Sander errang den erstmals ausgeschossenen Bataillons-Wanderpokal. Mit derselben Mannschaft wiederholten die Unter- 
länder 1974 und 1976 diesen Erfolg. Damit ging der Pokal in ihren Besitz über. - Da 1972 an beiden Festtagen Regen vorherrschte, wurde die Parole ausgegeben „Wir müssen dadurch!" 
- Und die Schützen kamen durch. 
 
Im April des Jahres 1973 wurde Egon Ribhegge als Nachfolger von Berni Stöver zum Hauptmann des Oberlandes gewählt. Chef der Artilleriegruppe wurde Rudi Tecklenborg. 
 
Zu Beginn der Rathaus-Festwoche zeigten sich am 6. Oktober 1973 in einem großen Umzug mit der Musikgruppe „Harmonie Municipale" aus Bailleul und einer Gruppe Dudelsackpfeifer aus Schottland etwa 120 Schützen der Werner Schützenvereine in historischen Trachten und Uniformen. Der Bürger-Schützenverein stellt vier 10-er Gruppen, je eine für die Kompanien Oberland, Unterland, Jäger- 
kompanie und Artilleriegruppe. Die Organisation des Festzuges lag in den bewährten Händen der Schützenbrüder Josef Marckhoff und Friedel Peterwerth. Ebenfalls in historischer Tracht trat der Kolping-Spielmannszug an. - Die Artilleriegruppe zeigte ihre neue Kanone. 
 
Im Festzug des Schützenfestes 1974, das am 21. und 22. Juli begangen wurde, marschierten am Sonntagnachmittag auch Schützenbrüder aus Westhofen mit. Die Generalversammlung am 15. März 
1975 fasste den Beschluss, dass ab sofort die Kompaniechefs dem geschäftsführenden Vorstand angehören. Es wurde beschlossen, eine entsprechende Satzungsänderung auszuarbeiten. 
In den Jahren 1974/75 bauten die Unterländer einen kompanieeigenen Schießstand in der Gaststätte Mia Schulz am Markt. Er wurde am 27. April 1975 feierlich eröffnet. Bis dahin hatte die Kompanie ihren Schießstand auf der Kegelbahn in der Gaststätte Angelkort, ihrem Standquartier an der Steinstraße. Als feststand, dass die Gaststätte Overmann, Standquartier der Kompanie Oberland, im Zuge der Stadtkernsanierung abgebrochen werden musste, bauten auch die Oberländer einen kompanieeigenen Schießstand, und zwar am Kolpinghaus, das fortan ihr Standquartier wurde. Die 
Eröffnung fand am 24. September 1976 statt. - Dieser Schießstand wird heute von allen Kompanien des Bürger-Schützenvereins genutzt. 
 
Erstmals in der Geschichte des Bürger-Schützenvereins veranstalteten die Kompanien Oberland und Unterland am 20. September 1975 ein gemeinsames Biwak auf dem Hof Schulze Froning in Holthausen, zu dem auch der Bataillonsvorstand und eine Abordnung der Jägerkompanie eingeladen war. 
 
In der Generalversammlung im April 1976 wurde die neue Satzung verabschiedet. Der Verein heißt fortan: 
 
„Bürger-Schützenverein Werne e.V. von 1653". 
 
Bei der Vorübung am 27. Juni 1976 zum Schützenfest 1976 ernannte eineeigens hierfür einberufene außerordentliche Generalversammlung in der Halle Böcker den aus Werne stammenden Bischof Westermann einstimmig zum Ehrenmitglied. Seines langjährigen Wirkens in der indischen Diözese Sambalpur wird auch noch heute nach seinem Tode anlässlich verschiedener Anlässe gedacht und finanziell vom Verein unterstützt. 
 
Das Schützenfest 1976, vom 4. bis 5. Juli, hatte als Hitzeschlacht seine besondere Note. Bei 35 Grad im Schatten nahmen einige Schützenbrüder während des Vogelschießens sogar auf Stühlen in der seicht dahinplätschernden Horne Platz und freuten sich an den halsbrecherischen Versuchen der Bedienung, sie ausreichend mit Bier zu versorgen. - Erstmals nahm an diesem Schützenfest eine Abordnung des Schnellbootes Dachs der Bundesmarine teil, mit dem die Stadt Werne eine Patenschaft verbindet. Dadurch ergab sich später für einige Gruppen des Bürger-Schützenvereins die Gelegenheit, bei Übungsfahrten auf der Ostsee ihre seemännische Tauglichkeit unter Beweis zu 
stellen. 
 
Am Festmontag weihte Bischof Westermann während des Feldgottesdienstes die neue Standarte der Artilleriegruppe. Beim Umzug am Nachmittag marschierten außer den Marinesoldaten auch die Bürgergardisten aus Weilburg/Lahn mit. 
 
Traditionsgemäß marschierte das Bataillon über viele Jahre nach dem Feldgottesdienst zur Firma Moormann. Hier wurden den Schützen eiskalte Getränke aus eigener Produktion gereicht. Wessen Magen diese „Hochprozentigen“ noch nicht annahm, versorgte sich mit Milch und Kakao im benachbarten Milchladen Sickmann. 1976 war es leider der letzte Besuch bei der Kornbrennerei Moormann; die alten Gebäude sind abgerissen, das Unternehmen in neue Produktionsstätten umgezogen. Dem alteingesessenen Werner Betrieb an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön für die langjährige „Betreuung". Eine Abordnung des Bürger-Schützenvereins fuhr am 21. Juni 1977 in Begleitung des amtierenden Königspaares Norbert Schriever und Christel Budde nach Weilburg/Lahn zum Kirchweihfest der Bürgergardisten. Beim Scheibenschießen errang Lothar Kohn aus den Reihen der teilnehmenden Gäste die Königswürde. Wiedersehensfreude auch bei den 
Schützen, die vom ehemaligen Werner Stadtdirektor und damaligen Landrat des Kreises Limburg, Georg Wuermeling, empfangen und betreut wurden. 
 
Erstmals in der Geschichte des Werner Schützenwesens fand am 1 1. September 1976 ein gemeinsames Biwak aller Werner Schützenvereine statt. Initiator war Albert Böcker, der Ex- 
König der Bürgerschützen, dem ein freundschaftliches Verhältnis aller Werner Schützen untereinander immer am Herzen lag, der dieses vehement förderte und der später maßgeblicher Initiator, Mitbegründer und 1. Vorsitzender der 1979 begründeten Werner Schützengilde wurde, der Dachorganisation eben aller Werner Schützenvereine. 
 
 
Am 7.8.1977 verstarb Organisationsleiter und Oberstleutnant Josef Marckhoff. Sein Nachfolger wurde am 11. März 1978 Konrad Bülhoff, der über viele Jahre mit Oberst Josef Angelkort die Befehlsgewalt über die Bürgerschützen innehatte. Mit dem Ausscheiden von Oberst und Kaiser 
„Töppken" Angelkort wurde Konrad „Conny“ Bülhoff zum Oberst gewählt. Gemeinsam mit seinem Oberstleutnant Tons Quante, einem lebensfrohen Südkirchener Urgestein, bildete er bis zu deren Ausscheiden im Jahre 1999 ein tolles Stabsoffiziers-Gespann. Beiden wurde unter Standing Ovations der Generalversammlung der Ehren-Titel zuerkannt. 
 
Im Jahre 1978 wurde das 325-jährige Jubiläum des Vereins begangen. Die Mitgliederzahl betrug zu diesem Zeitpunkt 512, wohingegen sie im Jahr 1962 noch mit 325 angegeben wurde. Heute bewegt sich die Mitgliederzahl bei 400. 
 
Mit großem Aufwand wurde das Jubiläums-Schützenfest anlässlich des 325-jährigen Bestehens vom 11. Bis 14. August 1978 begangen. 
 
Zum Auftakt veranstaltete der Westdeutsche Rundfunk im Festzelt eine Sendung mit bekannten Interpreten unter dem Motto: Zu Gast in Werne", die von Ilona Polascheck und C.W. Koch moderiert wurde. 
 
Am Samstag kündeten zwei Heißluftballone, die im Stadtstadion starteten, von dem Großereignis. Auf dem Marktplatz wurde wieder ein Ochse am Spieß gebraten, während die Dinkelsbühler Knabenkapelle, die Harmonie Municipale und der Spielmannszug der Kolpingfamilie Werne ein Kon- 
zert gaben. Abends fand ein deutsch-französischer Festabend anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Städte-Partnerschaft Bailleul - Werne statt, bei dem nicht nur die Stadtkapelle 
Harmonie Municipale und die französische Folkloregruppe „Dekadullen", sondern auch heimische Vereine und das Tanzorchester des Bundeswehr Musikkorps ihr Können unter Beweis 
stellten. 
 
Weiterer Höhepunkt sicherlich der nicht enden wollende große Festumzug am Sonntag, den berittene Herolde und ein sechsspänniger Prunkwagen der Kronen-Brauerei anführten. 
Teilweise in historischen Uniformen gekleidet Gruppen der Kompanien der Bürgerschützen, die ihre ehemaligen und amtierenden Majestäten, teilweise in Kutschen, durch die Innenstadt geleiteten. Im Festumzug sämtliche Schützenvereine der Stadt Werne mit ihren Majestäten, weiterhin Marinesoldaten des Schnellbootes Dachs, die Bürgergarde der Stadt Weilburg unddie Folkloregruppe Dekadullen aus Frankreich. 4 Spielmannszüge, das Musikkorps Marl-Hüls, die Stadtkapelle Harmonie Municipale aus Bailleul und die Dinkelsbühler Knabenkapelle sorgten für den passenden musikalischen Rahmen eines großartigen Tages. Nach einem vom „vereinseigenen" Missionsbischof Westermann abgehaltenen Feldgottesdienst errang in die sem Jahr beim Vogelschießen am Montag Heinrich Tönies die Königswürde. Zu seiner Königin nahm er sich Margret Quante. 
 
Seine Nachfolger als Königspaar der Bürgerschützen wurden im Jahr 1980 der gewichtige Franz Meier und Else Ribhegge, die Frau des Kompaniechefs der Oberländer. Mit Bravur meisterte dieser seine Regentschaft; Schwierigkeiten bereiteten ihm bei einem Besuch des Paten-Schnellbootes Dachs lediglich der Durchmesser der Einstiegsöffnungen und die Breite der Schlafkojen, so dass er die Nacht auf einer Holzpritsche verbrachte. 
 
Beim Schützenfest 1982 feierten die Bürgerschützen erstmalig ein Königspaar aus der Aıtilleriegruppe. Ferdinand Lunemann tat den letzten Schuss und nahm sich Anni Fleige zu seiner 
Königin. - Ihnen folgten Hermann Goldmann und Maria Tönies, die Frau des Kompaniechefs der Unterländer im Jahr 1984 auf den Königsthron. 
 
1986 hatte der Bürger-Schützenverein dann seinen ersten Kaiser. Nach 1955 war es wieder Oberst Josef „Töppken“ Angelkort, der den Rest des stolzen Vogels von der Stange holte. 
Zu seiner Königin wählte er Änne Grube, die Frau des Bürgermeisters und 1. Vorsitzenden. Unvergessen seine launige Ansprache an die Schützen, in denen er ausgiebig und detailliert 
die Gründe für sein Streben nach der Kaiserwürde darlegte. 
 
Im Jahr 1987 legte Franzjosef Grube nach 28 Jahren sein Amt als 1. Vorsitzender in die Hände von Albert Böcker. Zu seinem Abschied wurde ihm – fast selbstverständlich - der Titel eines Ehren-Vorsitzenden verliehen. 
 
 
1988 vollzog sich bei den Majestäten ein Generationswechsel. Mit Gerd Sauermann errang nach vielen Jahren aus einem Kreis von jüngeren Schützen erstmalig ein unter 50-JähDarstellung wurden beschritten. Mit Erstaunen hörte man, dass diese Majestäten und ihr Hofstaat gar nach einem anstrengenden Fußmarsch in glühender Hitze anlässlich des Jubiläumsschützenfestes in Südkirchen ein kühlendes Bad im Swimming-Pool des dortigen 1. Vorzitzenden nahmen - die Männer in Uniformen, die Damen in ihren Festkleidern. 
 
Zu den 80er Jahren gehören auch die unvergessenen Originale, vornehmlich die Spieße der Kompanien. Gottfried Wenning von den Unterländern, der seinen mit Rollmöpsen von Frings gespickten Säbel den Schützenbrüdern beim Antreten auf dem Marktplatz zum Probieren präsentierte; Wolfgang Henel, der sich mit seinem Amtskol- legen von den Oberländern ein 
Pistolenduell lieferte, nach dessen Ende beide in der Schubkarre weggefahren werden mussten; Heinrich „Schmale“ Rohrkamp, ebenfalls von den Oberländern, der immer Gefahr lief, mit der obligatorischen Zigarette auch seinen Fingernagel zu rauchen; Viktor Veltmann, der auf dem Markplatz stolz die größte Blume der Welt, eine Schilfstaude aus seinem Garten, präsentierte und im Umzug mittragen ließ; Norbert Schriever, der bei einem Ausmarsch in einer Original-Speismühle der Bauunternehmung Holtrup eine Herrencreme mit enormem Rumgehalt anrührte; Christian Hadamek, der bei einer Kanal-Bootsfahrt mit der Santa Monica das für 100 Personen 
 
ausgelegte Biermarken-Kontingent restlos für die teilnehmenden 30 Schützenbrüder verbrauchte und damit nicht nur das Schiff, sondern auch den Oberzahlmeister der Kompanie ins Wanken brachte; Schorsch Schlierkamp, dessen getrübte Augen die Teddys der Schießbude vor dem Festzelt mit der Bedienung verwechselten und dieser gezielt durch die Wange schoss, gleichzeitig sein letzter Auftritt als Kunstschütze. Diese amüsanten, aber wahren Begebenheiten ließen sich nach Belieben fortführen. 
 
1990 dann hatte auch die Jägerkompanie ihre Majestäten. Gerd Pentrop, der leider viel zu früh verstarb, wurde König und wählte Irene Müller, die Frau des Zahlmeisters, zu seiner Königin. Sie regierten die Bürgerschützen - aus den anfangs genannten Gründen - über drei Jahre hinweg. 
 
Nach nur 5-jähriger Amtszeit als 1. Vorsitzender trat in der Generalversammlung am 11. April 1992 Albert Böcker aufgrund seiner Krankheit, der er leider viel zu früh am 13. Juni 1997 erlag, 
zurück. Sein Nachfolger wurde Heinrich Tönies, ein Urgestein des Werner Schützenwesens, der es später auch noch zu Kaiserwürden brachte. 
 
Seine Ambitionen auf den Titel des Schützenkönigs konnte der amtierende Oberst Konrad Bülhoff im Vorfeld des 1993er Festes kaum verhehlen. Mit göttlichem, aber auch ärztlichem Beistand der ihm befreundeten Chefärzte des hiesigen Krankenhauses tat er den finalen Schuss unter der Vogelstange und nahm sich Annelore Kummer, die Frau des Adjutanten seines Oberstleutnants zur Königin, die schon von Kindesbeinen an mit dem Schützenwesen verwurzelt ist. „Jetzt geht` s dran!" – dieser Ausspruch Seiner Majestät war nun bei jedem Fest zu hören, wenn er seine Schützenbrüder zum Umtrunk an der Theke einlud. 
 
In diese Zeit der 90er Jahre fielen am Vorabend der Schützenfeste einige unvergessene Veranstaltungen, die unter der Leitung des Kompaniechefs des Unterlandes, Wolfgang Henel und seines Freundes und Mitstreiters im Festausschuss Franz-Josef Haselhoff organisiert wurden. Erinnerungerı werden wach an Stars und Entertaner wie Claudia Jung, Fips Asmusser, Adam & Eve, Alessandra, aber auch an die „hauseigenen“ Jägermusikanten und Flippers-Interpreten, die für ausgelassene Stimmung im Festzelt sorgten. 
 
König „Conny“ folgte im Jahr 1995 wieder ein Vertreter der jüngeren Generation auf den Thron. Der Geschäftsführer Franz-Josef Haselhoff errang die Königswürde und nahm sich Monika Menke zur Königin. „Hase, Hase"-Rufe würdigten bei der Proklamation im Zelt den Erfolg beim bis zum Ende spannenden Schießen. Ein Dankeschön der besonderen Art sagten er und sein Hofstaat den Schützenbrüdern im Jahr darauf bei einem Gottesdienst und einer „Nachfeier" im Garten des heimischen Kapuzinerklosters, die bis in die tiefe Nacht andauerte. Die Kapuzinerpatres unter ihrem damaligen Guardian Pater Tim bedankten sich mit der Bereitstellung ihrer Anlagen bei den Bürgerschützen auch für die tatkräftige Hilfe, die diese zuvor in wochenlangen Arbeitseinsätzen mit Spitzhakke, Spaten, Schaufel und Bagger bei der Neuverlegung des Abwassersystems und Umgestaltung des Klostergartens geleistet hatten. 
 
1997 war es dann Andreas Hörmann, der den Thron bestieg. Der stellvertretende Kompaniechef des Unterlandes nahm seine Lebensgefährtin Andrea Kroes, die Tochter eines langjährigen und altverdienten Unterländers, zur Regentin. 
 
Im Ratssaal des historischen Rathauses gründete sich unter großer Beteiligung der Schützen am 18. Januar 1999 der Verein der Freunde und Förderer des traditionellen Brauchtums zum Schutz der Bürger der Stadt Werne von 1653, kurz Förderverein Bürgerschützen von 1653. Erster Vorsitzender wurde Rainer Mette, dem 2001 Josef Steinkuhl folgte. Dieser Verein will die im Zusammenhang mit 
der Gründung der Bürgerwehr im Jahr 1653 stehende Brauchtumspflege finanziell unterstützen und fördern, eine Aufgabe, die erstmals bereits im Vorfeld des Jubiläumsjahres 2003 große Anstrengungen erfordert. Am 7. Oktober 1999 verstarb der lang- jährige Vorsitzende, Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Werne Franzjosef Grube. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerurg und der Schützen erwies man ihm, der den Bürger-Schützenverein in der Nachkriegszeit maßgeblich geprägt hat, die letzte Ehre. 
 
Ein personeller Umbruch erfolgte 1999 bei den Stabsoffizieren. Karl-Ludwig Mühlenbeck wurde zum Oberst, Gerd Sauermann zum Oberstleutnant gewählt, im Hinblick auf ihre Vorgänger eine nicht leichte Aufgabe, in die sie aber sicherlich hinein-wachsen werden. - 1999 war auch wieder Kaiser-jahr. Der 1. Vorsitzende Heinrich Tönies und seine Gemahlin Maria, die beide bereits einmal die Bürgerschützen regierten, übernahmen den Thron. Für Kaiser Heinrich ein gelungener Abschluss eines langen aktiven Wirkens im Verein. Im Jahr 2000 stellte er sein Amt als 1. Vorsitzender zur Verfügung, das er - immer um Ausgleich bemüht - mit viel Herz und Verstand ausgeübt hatte. In der Generalversammlung wurde er unter langanhaltendem Beifall zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 
 
Sein Nachfolger wurde der Sohn des langjährigen Organisationsleiters der Bürgerschützen, Karlheinz Marckhoff, der damit auch einen Generationswechsel vollzog. Unter dem Motto: „Tradition bewahren, Zukunft gestalten“ gingen der neue Vorsitzende und sein Team, das aus bewährten und 
neuen Funktionsträgern besteht, ans Werk. Ihre erste große Aufgabe: die Vorbereitung dieses Jubiläums-Schützenfestes 2003. Gleichzeitig aber auch die Sicherung des Fortbestandes des Vereins, indem das Interesse der Jugend geweckt und auf die Ziele des Schützenwesens gelenkt wird. Heimat-verbundenheit und Kameradschaft haben gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit ihren tieferen Sinn. - Ein der Zeit angepasstes und attraktives Angebot in einer lebendigen Gemeinschaft ist bestes Argument für eine aktive und erfolgreiche Nachwuchsarbeit. 
 
Im Jahr 2000 wechselte das traditionell zwischen den Schützenfestjahren begangene Sommerfest seinen Standort am Moormann-Teich und wurde in neuer Form als Maibockfest erstmalig auf dem Marktplatz durchgeführt. Der Zuspruch, den dieser Maßnahme - auch in breiten Kreisen der Bevölkerung - fand, bestätigt den Verein in seinem Bemühen, sich offen und transparent darzustellen und bestehende Vorurteile abzubauen. 
 
Das Schützenfest im Jahr 2001 wurde in einigen Organisationsabläufen schon als „Probelauf` für das Jubiläumsfest genutzt. Bei schönstem Wetter errang beim spannenden Schießduell mit seinem Zwillingsbruder Jürgen auf der in Richtung Gradierwerk verlegten Schießanlage Lutz Menke von der Kompanie Oberlarıd die Königswürde. Zu seiner Königirı erwählte er die Gattin des Oberstleutnants, Angelika Sauermann. Sie fülären die Bürgerschützen als Regenter in das Jubiläumsjahr 2003. 
 
Mit dem kurz gefassten Geschehnisablauf der Jahre 1938 - 2003 ist das Bild eines so großen Vereins wie das des Bürger-Schützenvereins nicht fertig gemalt. Berichte über die Kommersabende vor den Schützenfesten, die Vorübungen, Nachfeiern, Sommerfeste, Biwaks und Maigänge, über die ungezählten Sitzungen und Besprechungen, die vielen Eigenveranstaltungen der 
Kompanien usw. würden dieses Bild erst vervollständigen können. 
Schönster Dank des Festausschusses und des Fördervereins Bürgerschützen von 1653 für die Arbeit zur Vorbereitung des Jubiläumsfestes „350 Jahre Bürger-Schützenverein Werne e.V. von 1653", die bereits im Jahr 2000 begonnen hat, wird die rege Teilnahme der Bürgerschützen an allen Veranstaltungstagen sein. 
 
Fassung von Franz Vorspohl von 1978 überarbeitet und aktualisiert: Franz-Josef Haselhoff.
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